Intensivpädagogische Maßnahmen

Zum Beispiel: Klangmassage

 

Intensivpädagogische Maßnahmen an der Schule am Buschkamp

 

„Jeder Mensch besitzt Können, sonst existierte er nicht.“

(Barbara Fornefeld, Grundwissen Geistigbehindertenpädagogik, UTB Verlag Stuttgart, 4. Auflage 2009, S. 137)

 

  1. 0.                Präambel

 

Dieser Grundsatz, nach welchem in den Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung gehandelt, gelehrt,  gelernt und gelebt wird, macht deutlich, dass die Lehrkräfte einen konzeptionell wie didaktisch differenzierten Unterricht für diese Schülerschaft anbieten, um sie durch Erziehung zur Selbstfindung und zur Lebensgestaltung zu befähigen.

Einige Schüler und Schülerinnen benötigen in diesem Kontext intensivere und individuellere Hilfen als Andere, welche ein höheres Maß an Zuwendung, Planung und Beratung bedeutet.

In den Bereichen geistige Entwicklung, körperlich-motorische Entwicklung und auch sozial-emotionale Entwicklung, Sehen und Hören sowie Kommunikation können intensivpädagogische Maßnahmen ergriffen werden, bei denen der Unterstützungsbedarf über das übliche Maß hinausgehen kann.

Die folgend genannten intensivpädagogischen Maßnahmen finden sowohl unterrichtlich, als auch außerunterrichtlich statt, eine klare Abgrenzung ist nur selten zu vollziehen, weiterhin sind diese ebenfalls interprofessionell angesiedelt und auch in Kooperation mit Therapeuten, Ärzten und anderen Institutionen zu verstehen.

Aufgeführt werden sowohl Gruppenmaßnahmen, die sich durch außergewöhnliche Förderbedarfe begründen und deren benötigten Ressourcen deutlich erhöht sind, wie auch Einzel- und Kleinstgruppenförderungen.


1. Konkrete Intensivpädagogische Maßnahmen

1.1. -      Förderpflege
Die Förderpflege umfasst grundlegend alle Aktivitäten im täglichen Bereich, die geeignet    sind, Schüler und Schülerinnen mit Schwerstbehinderung zu motivieren. Die Förderpflege dient dazu, in alltäglichen Situationen des Schulalltags den SchülerInnen Anregungen und Aktivierungen anzubieten. Diese Angebote werden so individualisiert, dass die Erfüllung von Grundbedürfnissen, die ganzheitliche Wahrnehmungsförderung, die Kommunikationsförderung sowie die Hinführung zur größtmöglichen Selbständigkeit verwirklicht werden.

Dazu gehören: -   das Essen und Trinken    -   das An-und Ausziehen - Körperpflege und Hygiene   -   Toilettentraining  -   Windeln   -   Hilfe zur Selbsthilfe    -   Lebenspraktisches Training    -   Basale Stimulation zur Eigenwahrnehmung  -   Lagerung und Entspannungshilfen

 

1.2. -     Toilettentraining

Bei Kindern mit Behinderung ist der selbstständige Toilettengang oft schwierig. Mögliche Gründe für Schwierigkeiten beim „Trockenwerden“:

- organisch bedingte Fehlbildungen oder Fehlfunktionen

- unzureichende Reizweiterleitung im Nervensystem

- fehlende Kommunikationsmöglichkeiten

Toilettentraining muss individuell auf das jeweilige Kind abgestimmt werden.

 

1.3. -     Mobilisation

Ziel ist die Förderung und Erhaltung der Bewegungsfähigkeit. Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen in der Mobilität werden individuell gefördert. Hier kann auch der Einsatz verschiedener Hilfsmittel (z.B. Stehhilfen, Rollstuhl) hilfreich sein. Die enge Zusammenarbeit mit Physiotherapeuten ist hier von besonderer Wichtigkeit.

 

1.4. -     Snoezelen

Auffällige Verhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen wie Nervosität, Aggressionen und Schlafstörungen werden häufig als Symptome für Stress bewertet. Beim Snoezelen haben die Kinder die Gelegenheit, Ruhe und bewusste Entspannung zu erleben, um die innere Balance zu finden. Durch einen Snoezelenraum wird eine Umgebung geschaffen, die der Entspannung dient, Selbsterfahrungen ermöglicht und verhaltensregulierend wirken kann.

 

1.5. -     Klangschalen-Massage

Bei der Klangmassage werden Hören und Fühlen gleichermaßen angesprochen. Die harmonischen Klänge beruhigen den Geist. Die feinen Vibrationen, die von der klingenden und damit schwingenden Klangschale ausgehen, breiten sich nach und nach im Körper aus. Schnell setzt eine wohltuende Entspannung ein. Gefühle von Sicherheit und Geborgenheit tauchen auf – ideale Voraussetzungen für Regeneration, zur Förderung der Gesundheit, für Problemlösung und Lernen.

 

1.6. -     Unterstützte Kommunikation

Die Unterstützte Kommunikation (UK) bietet Menschen mit fehlenden oder eingeschränkten lautsprachlichen Fähigkeiten verschiedene Möglichkeiten, sich mit ihrer Umwelt zu verständigen. Dazu zählen unter anderem Kinder und Jugendliche mit Behinderungen. Es ist wichtig, Methoden der UK möglichst früh einzusetzen. So kann auch hier neben körpereigenen und nicht-elektronischen Kommunikationsmitteln der Einsatz z.B. von Talkern mit entsprechender Software ein geeignetes Hilfsmittel zur Verständigung sein.

Ziel der Uk ist eine Kommunikation im Alltag, die möglichst effektiv und unabhängig ist. Diese ermöglicht eine verbesserte Teilhabe am sozialen Leben, erleichtert das „in Kontakt treten“ sowie die Mit- bzw. Selbstbestimmung.

 

1.7. Tierunterstützte Maßnahmen

1.7.1. -     Heilpädagogisches Voltigieren

Im Umgang mit dem Pferd wird der Mensch ganzheitlich angesprochen: körperlich, geistig, emotional und sozial. Symptome wie Kontaktarmut, Distanzlosigkeit, vermindertes Selbstwertgefühl, Ängstlichkeit, verminderte Frustrationstoleranz oder Hyperaktivität können durch die emotionale Kontaktaufnahme zum Tier, gezielte Übungen sowie eine intensive Gruppendynamik positiv beeinflusst werden.

Der Bewegungsrhythmus des Pferdes hat eine lockernde, ausgleichende und angstlösende Wirkung, gleichzeitig spricht er auf vielfältige Art und Weise die Wahrnehmung des Reiters an. Durch individuelle Therapieplanung können die individuellen Problematiken gezielt auf die Anforderungen der jeweiligen Behinderung oder Störung abgestimmt werden.

 

1.7.2. -     Einsatz des Schulhundes

Durch seine hohe emotionale Ansprache der SchülerInnen wirkt der Hund als sozialer Katalysator, der wertvolle Impulse für das Lernen gibt: Kommunikationsfähigkeit, Angstabbau, Selbstwertgefühl, Körpersprache und Kognition werden  gefördert. Durch die Anwesenheit des Hundes nivellieren sich oft Verhaltensextreme innerhalb der Klassengemeinschaft, die SchülerInnen sind aufmerksamer, ruhiger und das Aggressionsverhalten sinkt.

 

1.8. -     Therapiebad

Mangelndes Vertrauen und Angst soll mithilfe der Wassergewöhnung und Wasserbewältigung überwunden, das Selbstbewusstsein und der Spaß an der Bewegung sollen gesteigert werden. Der bewegungsauslösende Charakter des Mediums „Wasser“ kann dazu beitragen, psychische und körperliche Störungen des beeinträchtigten Menschen zu lindern.

Verschiedene Ziele werden verfolgt:

-   es findet eine sehr intensive Koordinations- und Gleichgewichtsschulung statt

-   durch den Auftrieb des Wassers werden Muskeln, Bänder und Gelenke entlastet, wodurch körperliche und psychomotorische Schwächen behandelt und ausgeglichen werden können

 

1.9. -   Psychomotorik

Psychomotorik ist eine ganzheitliche Förderung des Kindes über Bewegung, Wahrnehmung und Spiel. Im Mittelpunkt steht die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und Handlungsfähigkeit des Kindes. Ansatzpunkte dieser Förderung sind dabei nicht die Schwächen, Defizite oder Auffälligkeiten eines Kindes, sondern dessen Stärken, Bedürfnisse, Wünsche und Vorlieben.

 

1.10. -     Wahrnehmung, Basale Stimulation

Menschen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung leiden oft unter Wahrnehmungsproblemen unterschiedlicher Art:

-   Visuell, akustisch, haptisch, vestibulär …

Durch differenzierte Maßnahmen wird versucht, den Ausfällen entgegenzuwirken und eine Verbesserung der individuellen Wahrnehmungsstörung zu erzielen.

 

1.11. -   Konzentrationsübungen

SchülerInnen, denen es schwerfällt sich zu konzentrieren, benötigen entsprechende Aufgaben und einen Rahmen, der ihnen hilft, sich nicht ablenken zu lassen.

 

 

 

1.12. -   Schwerstbehinderten-Gruppen bzw. Schwerstbehinderten-Tage

Die Förderung mehrfachbehinderter Schüler und Schülergruppen erfolgt unter Berücksichtigung der vorhandenen Beeinträchtigungen gezielt in regelmäßigen, teilweise mehrfach wöchentlich stattfindenden Unterrichtssequenzen. Des Weiteren erfolgt eine gezielte Förderung an zweimal im Jahr stattfindenden Schwerstbehinderten-Tagen, in denen die Interessen dieser Schülergruppe im Vordergrund stehen.

 

1.13. Zusätzliche Fahrten

1.13.1. -   Wintersport

Beim Wintersport erfolgen Förderungen in den Bereichen Motorik, Wahrnehmung, Selbstbild, Selbststeuerung, Lernverhalten. Durch die sehr individuelle Arbeit und Unterrichtsgestaltung während des Skifahrens können viele Verhaltensauffälligkeiten sehr schnell und unspektakulär aufgefangen werden. Die günstigen Lernvoraussetzungen bieten optimale Gelegenheiten für die Kinder und Jugendlichen.

 

1.13.2. -   Zusatzfahrt nach Spiekeroog

Kleinstfreizeit mit der Möglichkeit, individuell auf Bedürfnisse und Erfahrungsmöglichkeiten der Kinder einzugehen. Das Erleben der Natur im Watt, am Meer, mit den Gezeiten ermöglicht eine intensive Wahrnehmung mit allen Sinnen sowie die Möglichkeit des „Seele baumeln lassens“.

 

 

  1. 2.     Weitere Intensivpädagogische Maßnahmen

Auch die Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung besuchen zunehmend SchülerInnen mit anderen, weiteren Förderbedarfen. Diese liegen nicht selten im emotional-sozialen Bereich

2.1. -   Reflektion von Konfliktsituationen

Um diese SchülerInnen in ihrer Entwicklung zu unterstützen und sie dabei zu begleiten, ihr Leben gestalten zu können, werden Maßnahmen ergriffen, welche sie dazu bringen, ihr Verhalten in einem entdynamisierten Konflikt zu rekonstruieren, es zu bewerten und Alternativen für ihr Handeln zu entwickeln, mit Hilfe einer Lehrkraft zu erproben und zu bewerten. Die Reflektion von Konfliktsituationen nimmt einen hohen Stellenwert in der pädagogischen Arbeit ein, da dieses die Grundlage schafft, gewaltfreie Kommunikation und lösungsorientierte Handlungen zu üben und zu erlernen.

 

2.2.- Krisenintervention

Bei Kriseninterventionen werden mehr Zeit und Zuwendung benötigt als bei anderen Interventionen.

Konflikte sind mögliche Anzeichen von Traumata oder Krisen. In diesem Kontext müssen den SchülerInnen sichere Bindungen und ein individuell benötigtes Maß an Zeit zur Verfügung gestellt werden, um sie so in die Lerngruppe reintegrieren zu können und den Zugang zu den Lerninhalten zu schaffen.

 

2.3.- Die Auszeit stellt z.B. eine Krisenintervention dar

Bei extremer Unruhe und Provokation bis hin zu körperlicher Gewalt gegen Gegenstände und Personen kann die begleitete Auszeit eine gute Hilfe und Entlastung sein. Sie bietet Schutz und entzieht den SchülerInnen die „Bühne“, um so einen Weg aus der kritischen Situation zu finden.

 

2.4.- Kontingenzverträge

Ein weiteres angewandtes Medium im Gebiet der Störungen im emotional-sozialen Bereich bilden Kontingenzverträge. Diese werden gemeinsam mit den Schülern vereinbart, evaluiert und modifiziert.

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